Karnevalszeit. Doch warum feiern wir in Deutschland eigentlich Karneval?

Was haben die alten Römer mit Karneval zu tun? Und warum ist die Jungfrau in Köln ein Mann? Welche Rolle spielt die Zahl Elf? Wir gehen der närrischen Welt auf den Grund.

Karneval, Fasching, Fastnacht. Es gibt so einige Namen für die sogenannte fünfte Jahreszeit. Tatsächlich nahm man sich in Köln schon vor 2000 Jahren eine Auszeit vom Alltag - hier liegt eine der Wurzeln des heutigen Karnevals. In der von den Römern gegründeten Stadt feierte man wie überall im Römischen Reich das Fest der Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn. Zum Spaß von allen Bürgerinnen und Bürgern tauschten die Reichen ihre edlen Gewänder mit den einfachen Kleidungsstücken der Untergebenen und bedienten sie sogar. Die Unfreien durften in dieser Zeit sogar harsche Kritik an ihren Herrschaften äußern, wofür sie an anderen Tagen hart bestraft worden wären. Es wurde getanzt und viel getrunken. In diesen Tagen stand die antike Welt auf dem Kopf.

Auch einen Umzug mit einem Schiffskarren gab es und der hatte auch einen lateinischen Namen "Carrus navalis" – und das klingt doch schon sehr nach dem Wort Karneval. Das Volk verkleidete sich und begleitete den prächtig geschmückten Karren mit Pauken, Flöten und Rasseln.

Während die Saturnfeste im Römischen Reich meist im Dezember gefeiert wurden, feierten die Germanen im Frühling ein wildes Fest. Sie wollten die Dämonen des Winters vertreiben und trugen furchterregende Masken und machten viel Lärm mit Trommeln und Schellen. Hier liegt die zweite Wurzel des Karnevals - noch heute ist dieser Brauch in der süddeutschen Fastnacht (die Zeit vor dem Fasten) lebendig.

Als im Jahr 343 das Christentum zur Staatsreligion ernannte, war es vorbei mit den heidnischen Festen bei den Römern und den Germanen. Doch da die Menschen sich das Feiern nicht verbieten lassen wollten, deutete man das Fest um: Es galt nicht mehr, böse Geister zu vertreiben, sondern den Teufel – den schlimmsten Feind des Christentums. Das Datum wurde dem Ablauf des Kirchenjahres untergeordnet. Zwischen Aschermittwoch und Karsamstag sollten die Gläubigen weniger essen und dafür mehr beten. Doch bevor die lange Fastenzeit vor Ostern begann, durfte aber noch mal ausgelassen gefeiert werden. Die Bezeichnung „Fasching" findet ihren Ursprung auch in  dieser Zeit und leitet sich aus dem Wort „Fastenschank" ab. Dies bezeichnet den letzten Ausschank von Alkohol vor der Fastenzeit, die in früheren Zeiten noch streng befolgt wurde. Auch dem Fleisch (lateinisch "carne") sagte man Lebewohl und das heißt auf lateinisch "vale".

Karneval etablierte sich so als kirchliches Fest, das sich vor allem in katholischen Gegenden durchsetzt - und das nicht nur in Europa: Die Eroberer aus Spanien und Portugal brachten den Karneval mit in die Karibik, nach Mittel- und Südamerika. Und das mit Erfolg: In Rio de Janeiro feiern alljährlich Zigtausende Brasilianer zu Sambaklängen eine gigantische Straßenparty. Gefeiert wird halt in allen Kulturen sehr gern.

Doch nicht nur die Kirche, auch die tonangebenden Bürger der jeweiligen Stadt bestimmten, wie das Karnevalsfest zu feiern war. Dazu gehörte, dass Handwerkergesellen auf öffentlichen Plätzen und vor Gasthäusern Spottlieder vortrugen oder Gaukler und Komödianten durch die Straßen zogen. Manche der Oberen feierten in dieser Zeit rauschende Maskenbälle.

In der Zeit Napoleons wurde es Kirche und Herrschenden zu bunt und zu wild. Einige versuchten das Fest zu verbieten, doch die Bürger ließen sich das Feiern nicht nehmen. In dieser Zeit wurde dann, wieder in Köln, der Fasching organisiert und es wurden Strukturen geschaffen, die bis heute Bestand haben. Ein organisierter Umzug an Rosenmontag, an dem alle die gleichen Kostüme haben, ein Karnevalsprinz, der aufpasst, dass es nicht zu wild wird.

Seit 1883 hat er die Kölner Jungfrau an seiner Seite, welche die freie und keiner fremden Macht unterworfene Stadt Köln symbolisiert. Dargestellt wird sie von einem Mann, denn die Karnevalsvereine waren traditionsgemäß reine Männergesellschaften. Der Bauer mit seinem Dreschflegel gilt als Zeichen der Wehrhaftigkeit Kölns. Zusammen regiert dieses "Dreigestirn" eine Session lang über die Närrinnen und Narren der Stadt. Anderswo im Rheinland herrschen Prinzenpaare, aber eins eint sie alle: Sie eröffnen am 11.11. um 11 Uhr 11 die Karnevalssession, der Straßenkarneval startet dann an Weiberfastnacht - ebenfalls um 11 Uhr 11. Die Schnapszahl ist u. a. ein Symbol für die Gleichheit aller Menschen während des Festes.

Von diesen Traditionen überdauerten einige die Zeit bis heute. An Weiberfastnacht, dieses Jahr am 8.2.2024 geht es um 11:11 Uhr wieder los. Vor allem im Rheinland - aber nicht nur dort - läuten Zigtausende von Menschen in bunten Kostümen gemeinsam den Straßenkarneval ein

So feiern auch die Kinder in den Rostocker Kindergärten und Schulen jedes Jahr Karneval – meist schon vor den Winterferien - und es gibt auch ein paar Rostocker Karnevalsvereine. Am bekanntesten und größten in MV ist der IHS Fasching, der auch in diesem Jahr wieder in der traditionellen Stätte dem „Nordlicht“ Lichtenhagen gefeiert wird. Seit 1976 planen rund ums Jahr viele ehrenamtliche Faschingsbegeisterte das Fest und packen mit an, um die Feier möglich zu machen. Am 24.2.2024 geht es wieder ins närrische Treiben, dieses Jahr unter dem Motto „Coole Drinks, Karibikstrand, das ist des Machers Faschingsland.“

Die Neue Rostocker wünschte allen Faschingsbegeisterten viel Spaß und ein tolles Fest!

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